Blumen in der Kirche: mehr als Deko!

„Die Menschen legten ihre Mäntel auf den Weg und schwenkten Palmzweige – Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen“ Mt 21,8; 27,31b)
„Die Menschen legten ihre Mäntel auf den Weg und schwenkten Palmzweige – Dann führten sie Jesus hinaus, um ihn zu kreuzigen“ Mt 21,8; 27,31b)

Blumenschmuck in der Kirche kann mehr sein als konventionelle Dekoration: Durch eine künstlerische Gestaltung wird er Teil der Verkündigung. Jutta Harms, Fachlehrerin an der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst Weihenstephan, und Bettina Weber, Staatlich geprüfte Floristin (Weihenstephan) geben dazu Anregungen. Weitere Informationen sowie Kontaktadressen von Staatlich geprüften GestalterInnen für Blumenkunst Weihenstephan in Ihrer Umgebung finden Sie auf dieser Homepage und unter www.bund-weihenstephaner-blumenbinder.de

Die Gestaltung mit Blumen in sakralen Räumen hat nicht immer eine rein schmückende Funktion, sondern kann darüber hinaus Botschaften vermitteln, gemeinschaftsstiftend wirken und inhaltliche Zusammenhänge schaffen. Sehr anschaulich wird dies in dem abgebildeten Kirchenschmuck für den Palmsonntag: Palmwedel, Dornenkrone und Osterglocke erinnern an die gesamte österliche Botschaft von Jesu Einzug in Jerusalem, seinem Leiden am Kreuz und der Überwindung des Todes. Bemerkenswert ist, dass ein so ambivalentes Geschehen in der Blumenkunst trotzdem eine sehr eindrückliche und in sich stimmige Anmutung besitzen kann.

Der Staatlichen Fachschule für Blumenkunst Weihenstephan ist es ein Anliegen, die Entwicklung des Kirchenschmucks nicht nur von räumlichen Gegebenheiten aus zu betrachten, sondern auch die Auseinandersetzung mit Form und Inhalt der gottesdienstlichen Feier zu suchen. Dem entsprechend beginnt der gestalterische Prozess für die Studierenden mit einer doppelten Annäherung an den kirchlichen Raum und die religiösen Inhalte, unterstützt durch Gespräche mit den zuständigen kirchlichen Vertretern. Die Beschäftigung mit biblischen Themen und der entsprechenden Liturgie wird häufig Impulsgeber für die gestalterische Idee. Dieser Dialog ist für eine gelungene Übereinstimmung von Anlass, Raum und Blumenschmuck sehr dienlich.

Mittlerweile führen Absolventen und Absolventinnen der Schule diesen Dialog in ganz Deutschland. Bettina Weber, eine ehemalige Schülerin, engagiert sich beispielsweise seit einigen Jahren in ihrer Gemeinde St. Georg in Freising. Sie erzählt, wie mit ungewöhnlichem und bewegtem Ausdruck Blumen und Kirche in Einklang kommen können:

„Als ich das erste Mal mit meinen drei Meter langen Eisenstangen, quadratischen Betonplatten, Reagenzgläsern und Blumen in der Pfarrkirche St. Georg in Freising erschien, erntete ich zunächst skeptische Blicke. Keiner konnte sich so recht vorstellen, was daraus wohl entstehen soll. Nachdem aber der Kirchenschmuck immer mehr Gestalt annahm und nicht nur der Altarraum, sondern der gesamte lichtdurchflutete Kirchenraum durch die Anordnung des Blumenschmucks unterstrichen wurde, wandelten sich die Zweifel in wohlwollende Äußerungen. Gemäß den liturgischen Farben wurde das Farbkonzept der Blumen auf den Anlass der Erstkommunion abgestimmt. Die Dimensionen der spätgotischen Hallenkirche spiegelten sich in den meterhoch über den Bankreihen luftig angeordneten Blumen und Zweigen wider und verliehen dem gesamten Raum eine besondere Festlichkeit. So schreiten nicht nur die Erstkommunionkinder, sondern alle Mitfeiernden geborgen durch eine Art Blumenbaldachin in die Kirche und schließlich zur Kommunion nach vorne zum Altar, der von Blumen bekränzt ist.

Eine interessante Erfahrung ist die Zusammenarbeit mit Erstkommunioneltern, die mich bei der Ausführung und Pflege des Blumenschmucks unterstützen. Ich erlebe, dass sich die Eltern dadurch stärker mit „ihrer Kirche“ identifizieren und sich auf diese Weise eine weitere Möglichkeit eröffnet, aktiv im Gemeindeleben mitzuwirken.

Diese experimentelle Form der Blumengestaltung hat sich inzwischen bei uns etabliert und wird zu verschiedenen Anlässen gewünscht. Mittlerweile ist es sogar selbstverständlich und von Pfarrer und Kirchenverwaltung akzeptiert, dass ich für meine professionelle Arbeit, die zunächst ein ehrenamtlicher Beitrag für mein Erstkommunionkind war, eine Rechnung stelle.“

Erschienen in "Pastorale Impulse 2012"

 

Bilder zum Thema Kirchenschmuck finden Sie in der Bildergalerie.

 

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